Wer sich in der spirituellen Blase aufhält – oder mir schon eine Weile auf Instagram folgt – hat den Begriff Breathwork vermutlich schon mehr als einmal gehört oder gelesen. Heute möchte ich dir kurz erzählen, was Breathwork für mich bedeutet, wie ich damit in Kontakt gekommen bin und warum ich so ein Fan davon bin!
Mein Weg zum Breathwork
So richtig begonnen hat mein spiritueller Weg – wie die meisten wissen – vor etwas mehr als 10 Jahren in einem buddhistischen Schweigekloster in Thailand, wo ich mich für 10 Tage zurückgezogen hatte, um meditieren zu lernen und auch etwas mehr über den Buddhismus zu erfahren. Die Vipassana Meditation, die dort gelehrt wurde, ist eine Technik, in der man sich besonders zu Beginn vor allem auf den eigenen Atem konzentriert und diesem folgt. Somit wurde mir schon recht früh der eigene Atem als spirituelle Technik nahegebracht.
Was viele nicht wissen ist, dass ich eine besondere Beziehung zum Thema Atem habe. Ich wurde mit Nabelschnur um den Hals und blau angelaufenem Gesicht geboren und habe seitdem eine Platzangst in engen, dunklen Tunneln (z.B. in Berwerken oder Höhlen) – ich bekomme Panik, dass ich keine Luft mehr bekomme. Die Luft zum Atmen ist für mich essentiell wichtig für meine mentale Stabilität, ich kann auch nur wirklich befriedigend durch die Nase atm
en. Sobald ich erkältet bin und auf die Mundatmung zurückgreifen muss, spüre ich diese unterschwellige Unruhe und Nervosität. Auch Tauchen oder Schnorcheln fällt mir schwer. Und ich assoziiere Tageslicht mit genug Sauerstoff, was sich auch deutlich auf mein Geburtstrauma deuten lässt.
When you come into this world, you breathe in and become inspired.
When you leave this world, you breathe out and become expired.
And in between is where you write your story.
Ich mag dieses englische Zitat über den Atem sehr gern, vor allem, wenn man sich den Wortstamm – auch mit dem magischen Hintergrundwissen über das Element Luft – genauer ansieht.
Wenn du in diese Welt kommst, dann ist das erste was du tust einzuatmen. Du wirst “in-spired” – dabei kommt spired von dem Wort “Spirit” (=Geist) – das Element Luft beseelt dich, schenkt dir deinen Geist.
Wenn du diese Welt verlässt, ist das letzte was du tust auszuatmen. Du wirst “ex-pired” – auch hier wieder: Der Geist, das Element Luft, verlässt dich. Expire bedeutet verfallen, vergehen, ablaufen. Deine Zeit ist abgelaufen. Dein Geist vergeht, geht von deinem Körper.
Zwischen diesem ersten großen Einatmen und dem letzten großen Ausatmen findet dein Leben statt. Jeder Atemzug dazwischen ist ein Moment deines Seins, ein kleiner Abschnitt, wie eine Sekunde der Uhr und aus diesen vielen Momenten schreibst du deine Lebensgeschichte. Episch oder? Hast du den Atem schon einmal so betrachtet?
Wie ich zum Breathwork kam
Als ich im April 2020 aus Neuseeland zurückkam und mein bester Freund aus Toronto und Vietnam, brachte er eine neue Technik mit, die den Namen “Breathwave” trug. Wir zogen uns mit meiner besten Freundin zu dritt für fünf Tage in meine Wohnung zurück, in einer Zeit in der die Welt im Chaos lag und nichts mehr war, wie wir es gekannt hatten – und hielten dort unser erstes eigenes Retreat ab. Jeder von uns trug etwas bei, was er gut anleiten konnte. Fünf Tage lang meditierten wir den ganzen Tag, machten Yoga, schwiegen auch zwei Tage und wurden eben auch zweimal in einer Breathwork Session angeleitet.
Und ich kann euch nicht beschreiben, wie unglaublich diese Erfahrung für mich war. Ganz ohne Substanzen oder Pflanzenmedizin, allein durch deinen Atem, kannst du Bewusstseinszustände erreichen, den ich bisher nur von tiefer Meditation oder Hypnose oder eben von Drogen kannte.
Nach ca. 10 Minuten, in denen dein Ego versucht, dich davon zu überzeugen, dass nichts passieren wird und man jetzt mit dem Blödsinn auch wieder aufhören kann, verändert sich das Bewusstsein. In meinem Fall lösen sich zuerst immer angestaute Emotionen, sprich ich fange an unkontrolliert zu zittern, ich bekomme Lachanfälle oder muss aus tiefstem Grunde meines Herzens weinen. Gleichzeitig bin ich so detached von mit selbst, dass ich mich nur eher teilnahmslos dabei beobachte, wie diese Dinge mit meinem Körper passieren. Ich höre auch, wie es anderen im Raum geht, doch das hat nichts mit mir zu tun und bekommt keine Aufmerksamkeit von mir.
Dann tauchen Themen auf. Wenn ich mir eine Intention gesetzt habe, kann ich mich mit dieser beschäftigen und ich sehe was zu tun ist oder was mir noch im Weg steht. Es können auch unterwartete Traumata und Themen hochkommen, von denen ich dachte, dass sie schon lange erledigt sind. Letztendlich tut jede Atemsession unglaublich gut und wirkt so befreiend auf meine Seele und meine Psyche. Die begleitende Musik, die Instrumente, die Stimmen oder Texte können ebenfalls antreiben oder beruhigen oder Themen mitbringen oder auslösen.
Meine schönste und schlimmste Breathwork Erfahrung
Die schönste Erfahrung bisher hatte ich gleich in meiner zweiten Session. Ich spürte, dass ich gegen eine unsichtbare Wand atmete, kämpfte, mein ganzer Körper verkrampfte sich und ich hatte große Schmerzen und doch wusste ich, dass ich weitermachen musste, durchbrechen sollte. Plötzlich lösten sich die Verkrampfungen und ich war in einer unendlichen Weite, in leerem Raum. Ich war allein.
Ich wusste, dass ich das einzige bin, was es jemals gegeben hatte und damit war ich gleichzeitig alles was es gibt. Aber ich war nicht einsam oder allein, denn um sich einsam zu fühlen, muss man Zweisamkeit gekannt haben. Ich war nicht allein – ich war All-Eins. Es war unglaublich und unfassbar. Als ich zurückkam setzte ich mich auf und brauchte noch bestimmt 20 Minuten in denen ich betete und weinte und so unglaublich überwältigt und dankbar war für diese mystische Erfahrung.
Nur ich und mein Atem hatten mir das ermöglicht.
Meine schlimmste Erfahrung war gleichzeitig meine heilsamste Erfahrung. Ich war verliebt und das ganze war einseitig. Ich wurde abserviert und ich beschloss am Tag darauf eine Breathwork Session für mich ganz allein einzulegen, um diese Emotionen nicht in mir aufzustauen, sondern durch meinen Körper fließen zu lassen und loslassen zu können. Damit sich keine neuen Traumata bilden.
Ich begann zu atmen und wie erwartet begannen die Tränen bald zu fließen. So viel Schmerz und so viel Verzweiflung wollte sich lösen. Ich verstand, dass diese Ablehnung so viele andere Wunden aufgerissen hatte. Jede Ablehnung in meinem Leben wurde mir gezeigt. Bis zurück wo ich als Baby in einem dunklen Raum lag und weinte und niemand kam um mich zu trösten.
Diese Dunkelheit, Verzweiflung, Einsamkeit, Ablehnung war überwältigend. Und ein Teil von mir sagte “Du hast jetzt genug geweint, es reicht, du kannst aufhören, das bringt nichts.” – so wie ich es mir immer nach ein paar Minuten sage, wenn es mir schlecht geht. Normalerweise reiße ich mich dann zusammen, rapple mich auf und mache weiter. Ich bin ja schließlich eine starke Frau und rette mich selbst und weinen bringt nichts.
Doch dieses Mal entschied ich anders. Ich beschloss dieser Stimme keinen Glauben zu schenken und mir zu erlauben so lange zu weinen bis die Tränen von selbst versiegen. Ich umarmte mich und hielt mich, sowohl körperlich als auch im Geiste und sprach beruhigend zu mir selbst. Und nach zwei-drei erneuten Wellen wurde ich langsam ruhiger und fühlte mich besser. Müde. Und unglaublich befreit.
Das war der Beginn einer ganz besonderen Reise, in welcher ich in mehreren Etappen meine Beziehung zu meinem eigenen Weinen heilte. Mittlerweile kann ich meine Tränen stolz laufen lassen und schäme mich nicht mehr dafür, finde mich nicht mehr schwach und hässlich wenn ich weine, sondern wunderschön, stark, mutig und sehr weiblich. Aber es war eine lange Reise. Und ich bin sehr dankbar für jeden Schritt auf diesem Weg – denn sind wir mal ernst… zu sich selbst zu stehen, auch wenn man weint, auch wenn man Schwäche zeigt – das ist schön und das ist stark. Weichheit zeigen ist wahre Stärke.
Wie kannst du Breathwork ausprobieren?
Wenn du jetzt noch mitliest und dich fragst, was du wohl erleben würdest oder vielleicht das Bedürfnis hast, die Erfahrung einer Breathwork Session ebenfalls einmal auszuprobieren, lade ich dich ein, dich gerne jederzeit bei mir zu melden oder dich für den Newsletter auf der Seite von Wüstenrose Heilkunst einzutragen. Ussama Atiye ist ein wundervoller Mensch, mit dem ich seit letztem Jahr zusammenarbeite um in Breathwork Events diese Erfahrung möglichst vielen Menschen zu ermöglichen.
Besonders in der heutigen zeit sind zwischenmenschliche Begegnungen und Herz-zu-Herz-Verbindungen so wichtig. Deshalb würden wir uns sehr freuen, wenn du uns auf einem unserer nächsten Events mit deiner Anwesenheit beehrst und den gemeinsamen Raum mit deiner Energie für alle noch wertvoller machst. Denn was man auf diesen Events auch merkt, ist dass am Ende doch niemand isoliert ist, doch niemand für sich allein atmet, denn viele teilen danach im Kreis mit, dass ähnliche Themen in den einzelnen Reisen vorhanden waren. Die richtigen Menschen finden sich.
Also wenn du dich angesprochen fühlst oder es dich ruft, melde dich gern bei mir. Hinterlasse hier einen Kommentar oder kontaktiere mich über das Formular oder über Instagram (@belenielszaubergarten). Teile auch gern deine Erfahrungen hier, wenn du schon eine Breathwork Erfahrung gemacht hast!
Ich freue mich auf deine Kommentare dazu!