Samhain oder Halloween ist das jährliche Fest des Todes und wird gleichzeitig auch als Hexen-Neujahr gefeiert. Zu diesem Anlass möchte ich heute ein paar Worte zu dem Thema Hexen und der Tod schreiben. Natürlich ist das nur meine Sicht auf das Thema und so wie jede Hexe ihren eigenen Weg hat, so gibt es hunderte von verschiedenen Sichten auf dieses Thema.
Hexen und der Tod
Viele moderne Neuheiden, Pagans und Hexen haben eine andere Sicht auf den Tod und das Sterben als die nicht-heidnische Gemeinschaft. Viele Religionen betrachten den Tod als das Ende. Im Gegenzug dazu, betrachten viele Hexen und spirituelle Menschen den Tod als Beginn der nächsten Phase unserer Existenz. Wir betrachten den Kreislauf von Geburt, Leben und Tod als etwas Magisches, Spirituelles, Heiliges – als ein sich ewig drehendes Rad, so wie es uns die Natur im Jahreskreis zeigt. Wir sehen uns nicht als getrennt von Sterben und Tod, sondern es ist ein Teil unserer heiligen Evolution.
Viele Heiden und Hexen glauben, dass es eine Art Jenseits gibt. Dieses nimmt je nach Glaubenssystem unterschiedliche Formen an.
Was denkst du, erwartet dich nach dem Tod?
Viele Wiccas glauben an das Jenseits als “Sommerland”, einen Ort an dem die Seele für immer lebt. Der Autor Scott Cunningham schreibt in “Wicca: A Guide for the Solitary Practitioner”: „Dieses Reich ist weder im Himmel noch in der Unterwelt. Es ist einfach – eine nicht-physische Realität, die viel weniger dicht ist als unsere. Einige Wicca-Traditionen beschreiben es als ein Land des ewigen Sommers , mit grasbewachsenen Feldern und süß fließenden Flüssen, vielleicht die Erde vor der Ankunft der Menschen. Andere sehen sie vage als ein Reich ohne Formen, in dem Energiewirbel mit den größten Energien koexistieren – mit Göttin und Gott in ihrer himmlischen Identität.“
Heiden, die dem Weg der alten Kelten und Germanen folgen, sehen das Leben nach dem Tod vielloeicht als Walhalla oder Fólkvangr, . Hellenische Heiden können das Leben nach dem Tod als Hades betrachten. Fast alle jedoch glauben, dass die Seele, der Geist irgendwo weiterleben, auch wenn wir nicht wissen, wo es ist oder wie dieser Ort heißen soll. Ich glaube, letztendlich sind dies alles unterschiedliche Interpretationen von demselben Ort, ein Ort an dem die Seele etwas ausruhen kann, bevor sie in einen neuen Körper inkarniert.
Götter des Todes und des Jenseits
Verschiedene Kulturen haben seit Anbeginn der Zeit Gottheiten verehrt, die mit dem Sterbeprozess und der Reise des Geistes oder der Seele ins Jenseits verbunden sind. Obwohl viele von ihnen während der Erntezeit gefeiert werden, rund um Samhain, wenn die Erde selbst langsam stirbt, ist es nicht ungewöhnlich, dass sie auch angerufen werden, wenn sich jemand seinen letzten Tagen nähert oder kürzlich durch den Schleier gegangen ist.
Einige bekannte Götter und Göttinnen sind z.B.
- Anubis, der ägyptische, schakalköpfige Gott des Todes, dessen Aufgabe es ist, zu bestimmen, ob der Verstorbene es wert ist, die Unterwelt zu betreten, indem er dessen Herz gegen eine Feder abwiegt. Um diesen Prozess zu unterstützen, werden Anubis die Taten und Errungenschaften des Verstorbenen vorgesungen und aufgeschrieben. Auch Osiris, der von seinem Bruder Seth getötet wurde, ist ein Gott der Unterwelt und des Todes geworden.
- Für die nordischen Glaubenssysteme gehen diese Gebete an Odin oder zu den Göttinnen Hel und Freya. Die Hälfte der Krieger, die im Kampf sterben, verbringen das Jenseits mit Freya in ihrer Halle, Folkvangr, und die anderen gehen mit Odin nach Walhalla.
- Hel nimmt sich der an Alter oder Krankheit (also eines natürliches Todes) Verstorbenen an und begleitet sie in ihre Halle, Éljúðnir. Sie wird oft mit ihren Knochen an der Außenseite des Körpers dargestellt und ist halb schwarz, halb weiß, was zeigt, dass sie beide Seiten repräsentiert. Sie ist die Tochter von Loki. Es wird vermutet, dass ihr Name die Quelle des englischen Wortes der Unterwelt “Hell” ist und so zur “Hölle” wurde – denn sie ist auch Frau Holle.
- Im griechischen Pantheon gibt es die Göttinnen Demeter und den Gott der Unterwelt, Hades bzw. den Gott des Todes, Thanatos. Auch Hekate, ursprünglich Göttin der Fruchtbarkeit und Geburt, wurde im Laufe der Zeit mit der Unterwelt in Verbindung gebracht. Sie ist die Göttin der Hexen, die Torwächterin zwischen der Welt der Sterblichen und der Toten, die Göttin der Wegkreuzungen und ist mit der Geisterwelt verbunden.
- Die chinesische Göttin Meng Po erscheint als alte Frau von Nebenan und es ist ihre Aufgabe, dafür zu sorgen, dass sich die Seelen, die kurz vor der Wiedergeburt stehen, nicht an ihre frühere Zeit auf Erden erinnern. Deshalb braut sie ihren Kräutertee des Vergessens, der jeder Seele gegeben wird, bevor sie in das Reich der Sterblichen zurückkehrt.
- Die keltische Kriegergöttin Morrighan wird ebenfalls mit dem Tod in Verbindung gebracht, sie bestimmt, welche Krieger das Schlachtfeld verlassen und welche auf den Schilden davongetragen werden. Sie wird von einem Rabentrio begleitet, die als Symbol des Todes angesehen werden.
- Im Hinduismus gibt es Yama, den ersten Sterblichen, der seinen Weg auf die andere Seite gemacht hat und dort der König der Toten wurde. Er ist auch der Gott der Gerechtigkeit und erscheint manchmal in seiner Inkarnation als Dharma.
Gebet an die Götter der Unterwelt
Die Ernte ist zu Ende und die Felder sind kahl.
Die Erde ist kalt geworden und das Land ist fahl.
Die Götter des Todes verweilen über uns,
ein wachsames Auge auf die Lebenden habend.
Sie warten geduldig, denn die Ewigkeit gehört ihnen.
Heil dir, Anubis!
Oh schakalköpfiger Hüter des Totenreichs.
Wenn meine Zeit kommt, hoffe ich du wirst mich für würdig halten.
Heil dir, Demeter!
Oh Mutter der Dunkelheit.
Möge dein Kummer gelindert werden, wenn deine Tochter wiederkommt.
Heil dir, Hekate!
O Torhüterin, zwischen dieser Welt und der Unterwelt.
Ich bitte dich, führe mich mit deiner Weisheit, wenn ich den Grenze überquere.
Heil dir, Freya!
Oh Herrin von Folkvangr, Hüterin derer, die im Kampf gefallen.
Behalte die Seelen meiner Vorfahren bei dir.
Heil euch, o Götter und Göttinnen,
die die Unterwelt bewachen und die Toten führen auf ihrer letzten Reise.
In dieser Zeit von Kälte und Dunkelheit, ehre ich euch
und bitte euch mich zu schützen, wenn der Tag kommt, an dem ich meine letzte Reise antrete.
Feierst du Halloween oder Samhain – oder vielleicht beides getrennt? Was magst du an diesem Jahreskreisfest und an dieser Saison am liebsten? Welchen Aberglauben oder welche Legenden zu Samhain oder Halloween kennst du vielleicht noch?
Ich freue mich auf deine Kommentare dazu!
