Yule (auf deutsch auch Jul), Wintersonnenwende, Mittwinter, offizieller Winteranfang und längste Nacht des Jahres – viele Namen gibt es für diesen besonderen Tag im Jahreskreis, der am 21.12. gefeiert wird.
(Auf der Südhalbkugel wird an diesem Tag Litha gefeiert)
Im Nordischen bedeutet “Iul” so viel wie “Rad” und gefeiert wird in dieser Nacht die Wiedergeburt des großen Himmelsrads, der Sonne. In dieser längsten und dunkelsten Nacht des Jahres wird das Licht der Welt, die Sonne, (wieder)geboren, die Tage werden ab sofort wieder länger und das Schlimmste für unsere Ahnen war überstanden und die Hoffnung auf den nächsten Frühling und Sommer wurde wieder größer.
Oak King und Holly King – der ewige Kampf
Nach alten Mythen und Legenden des immerwährenden Kampfes zwischen dem “Holly King” (Stechpalmen-König) und dem “Oak King” (dem Eichen-König), die für Leben und Tod bzw. für Sommer und Winter stehen, ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, an welchem der Oak King wieder gewinnt und das Lebensprinzip über die Dunkelheit und den Tod siegt.
Der gleiche Kampf wird zu Litha ebenfalls ausgetragen und dabei gewinnt natürlich immer der Holly King und die Dunkelheit kommt über die Welt. Viele Symbole des Yule-Fests zeigen diesen Kampf und das siegende Lebensprinzip. Die immergrünen Zweige mit denen wir unsere Wohnungen dekorieren – Kiefern, Fichten, Misteln und Stechpalmen – sind pagane Symbole des immerwährenden Lebens, Symbole der Hoffnung im kalten Winter. (Mehr zu dieser Legende findet ihr hier unter learnreligions, leider nur auf Englisch).
Misteln beispielsweise sind für Druiden heilige Pflanzen, die nur zu Mittsommer und Mittwinter gesammelt wurden. Die Druiden Hohepriester verwendeten dafür eine goldene Sichel und sammelten die Misteln von Eichenbäumen, welche sie als heilige Wesen und Lehrer ansahen. Alte Erzählungen beschreiben, dass es dabei wichtig war, die Mistel nicht mit den Händen zu berühren, sondern sie in ein weißes Tuch fallen zu lassen und dem Baum dann im Austausch für die Mistel eine Opfergabe darzubringen.
Heute nutzen Hexen Misteln gern für ihre Wintermagie und natürlich hängen wir sie gern über unsere Türen um Liebe anzuziehen und den begehrten Kuss für immerwährende Liebe darunter zu bekommen.
Das römische Saturnalia
Nur wenige Kulturen konnten so feiern wie die Römer. Saturnalia, am 17. Dezember, war ein Fest der allgemeinen Fröhlichkeit und Ausschweifung, das zur Zeit der Wintersonnenwende stattfand. Diese einwöchige Feierlichkeit wurde zu Ehren des Gottes Saturn abgehalten und beinhaltete Opfergaben, Geschenke, besondere Privilegien für Sklaven und viel Schlemmerei.
Obwohl es an diesem Feiertag teilweise darum ging, Geschenke zu machen, ging es vor allem darum, einen landwirtschaftlichen Gott zu ehren. Typische Saturnalia-Geschenke waren Schreibtafeln, Schreibwerkzeug, Tassen, Löffel, Kleidungsstücke oder Lebensmittel. Die Bürger schmückten ihre Hallen mit grünen Ästen und hängten sogar kleine Zinnornamente an Büsche und Bäume. Nackte Nachtschwärmer durchstreiften die Straßen, sangen und zauberten – eine Art ungezogener Vorläufer der heutigen Weihnachtslied-Tradition in den Staaten.
Begrüßung der Sonne im Wandel der Zeiten
Vor viertausend Jahren nahmen sich die alten Ägypter die Zeit, um die tägliche Wiedergeburt von Ra, dem Sonnengott, zu feiern. Als sich ihre Kultur in ganz Mesopotamien verbreitete, beschlossen auch andere Zivilisationen, die Begrüßung der Sonne zu feiern. Doch besonders in Europa ging das nur im Sommer, im Winter wurde das Wetter kühler und die Ernte starb. Jedes Jahr fand dieser Zyklus von Geburt, Tod und Wiedergeburt statt, und sie begannen zu begreifen, dass die Sonne jedes Jahr nach einer Zeit der Kälte und Dunkelheit tatsächlich zurückkehrte. Winterfeste waren deshalb auch in Griechenland und Rom, sowie auf den britischen Inseln, üblich.
Als eine neue Religion namens Christentum auftauchte, hatte die neue Hierarchie Probleme, die Heiden zu konvertieren – die Menschen wollten ihre alten Feiertage nicht aufgeben. Christliche Kirchen wurden auf alten heidnischen Kultstätten errichtet, und heidnische Symbole wurden in die Symbolik des Christentums aufgenommen. Innerhalb weniger Jahrhunderte ließen die Christen alle Menschen einen neuen Feiertag zelebrieren, der am 25. Dezember gefeiert wurde, obwohl Gelehrte glauben, dass es wahrscheinlicher ist, dass Jesus eher im April als im Winter geboren wurde.
Die Geburt des Lichts der Welt
Eine weitere mystische Legende erzählt von der Kind-Sonne, die im Moment der größten Dunkelheit der Yule-Nacht von der weißen Frau, dem Winter, geboren wird.
Die Christen haben sich diese Symbolik für Weihnachten abgeschaut und das Datum passt auch ungefähr, aber darauf möchte ich hier nicht weiter eingehen. Nur, dass es damit für mich damit auch passt, mit Familie und Freunden Weihnachten zu feiern und nur für mich zur Yule-Nacht ein paar kleine Rituale durchzuführen.
– Welche Erinnerungen an die Feiertage hast du?
(Aus “Wicca – A year and a day” von Timothy Roderick)
– Welche Gefühle lösen diese Erinnerungen in dir aus?
– Was genießt du an diesen kalten Wintertagen? Was magst du gar nicht?
– Welche Traditionen sind für dich die wichtigsten?
Die symbolische Bedeutung von Yule
Stell dir das kosmische Ereignis das zu Yule gefeiert wird einmal genau vor, stell dir vor was es für unsere Ahnen und Vorfahren bedeutet haben muss. Aus dem tiefsten Dunkel, in der längsten und dunkelsten Nacht des Jahres wird die neue Sonne geboren, die Hoffnung auf den nächsten Frühling und Sommer wächst, die Hoffnung auf neues Leben, auf Licht und Wärme, auf neue Nahrungsmittel.
Das Licht aus dem Dunkel steht dabei auch dafür, dass aus jedem Dunkel, aus jedem Chaos unseres Lebens neues Licht und neue Hoffnung entstehen kann, aus dem Herzschmerz und Kummer, den wir manchmal erleben müssen. Yule ist ein Versprechen, dass wir, wie der Phönix aus der Asche, aus einer Situation die hoffnungslos und komplett zerstört erscheint, zu neuem Leben erwachen können. Ein Versprechen, dass in jedem Dunkel auch ein Lichtschimmer, ein Moment der Freude und Hoffnung enthalten ist, den wir finden können. Ein Symbol dafür, dass wir in einer dualen Welt leben, die aus Hell und Dunkel, aus Auf und Ab besteht und sich diesem Mix nichts und niemand entziehen kann.
Als moderne Hexen suchen wir nach dem Lichtschimmer in allen dunklen Situationen unseres Lebens und es ist unsere Aufgabe auch anderen zu helfen, diesen zu finden und zu sehen und dabei zu helfen, diesen in eine neue leuchtende und gleißende Sonne zu verwandeln. Das ist die wahre Alchemie des Lebens. Sich der Dunkelheit zu stellen und diese zu Licht zu verwandeln.
Übung zu Licht und Dunkelheit
Nimm dir für diese Übung zwei aufeinanderfolgende Tage Zeit.
Am ersten Tag, setze dich draußen in die Sonne und genieße das Licht und die Wärme. Stell dir vor, wie du dieses Sonnenlicht absorbierst und in die aufnimmst. Welche Gefühle löst diese Wärme und Energie in dir aus, wie verändert es deine Stimmung?
Am zweiten Tag, gehe in der Nacht hinaus und schau in den Sternenhimmel. Denke jetzt bewusst an eine negative oder destruktive Situation in deinem Leben und fühle alle Emotionen, die diese Situation in dir auslöst. Nimm dir Zeit und fühle diese Emotionen ganz bewusst. Lass sie zu und sieh sie dir aber auch genau an dabei. Wenn deine Emotionen auf dem Höhepunkt sind, atme bewusst ganz langsam und ganz tief aus.
Stell dir bei jedem Ausatmen vor, wie die Negativität dieser Situation dich verlässt, wie du sie loslässt und sie in die schwarze Dunkelheit der Nacht hoch zu den Sternen verschwindet. Bleibe so lange in dieser Übung bis du spürst, dass die Macht dieser Situation über deine Gefühle und Emotionen komplett nachgelassen hat.
Wenn du die negativen Gefühle losgeworden bist, beende das bewusst, loslassende Ausatmen und spüre in diese Leere, die sie hinterlassen haben hinein. Stell dir jetzt das Leuchten eines weißen Lichts vor, das in diesem leeren Raum in dir entsteht. Denke an die Gefühle, die das Sonnenlicht am Vortag in dir ausgelöst hat, an die Wärme und die Energie und lass das Licht in deinem Inneren wachsen und immer glühender und strahlender werden.
Aus diesem Leuchten wird ein Wort oder ein Satz zu dir kommen, der dir den Lichtschimmer, den Glanz der Hoffnung, den Funken Freude in dieser negativen Situation zeigen wird und wie du damit umgehen kannst. Hör genau hin! Wie kann diese Information aus deinem höheren Ich deine Situation vielleicht verändern oder dir helfen?
Diese Übung ist ein gutes Beispiel für Schattenarbeit und wie man sich der eigenen Dunkelheit stellt. Ich nutze sie gern immer wenn ich mich Schwierigkeiten oder Enttäuschungen in meinem Leben stellen muss.
Wer noch mehr lesen möchte über die Hintergründe von Yule, findet hier bei learnreligions.com suuuuper viel Infos, allerdings auf Englisch – außerdem findest du hier und hier schöne Rituale um selbst Yule zu feiern.
Feierst du Yule und wenn ja, wie feierst du es? Worauf wird dein Fokus dieses Jahr liegen? Ich bin gespannt auf deine Kommentare!