Gerade zu Weihnachten hören wir von Weihrauch, Myrrhe (und Gold) – die Bibel erzählt von den drei Weisen aus dem Morgenland, den heiligen drei Königen, die zur Geburt Jesu erschienen und diese Gaben als Geschenke für den Messias mitbrachten. Damals, so ist anzunehmen, war der Wert der beiden Harze vermutlich höher als ihr Gewicht in Gold.
Daher möchte ich euch heute etwas mehr über die heilenden und magischen Eigenschaften zwei meiner liebsten Räucherharze erzählen, über Weihrauch und Myrrhe.
Geschichte und Hintergrund
Weihrauch wird aus dem Gummisaft der Boswellia-Bäume gewonnen, Myrrhe aus dem Saft der Commiphora-Bäume – beides ist also das Harz – oder wie viele sagen, das Blut oder die Tränen – dieser Bäume, dass herausfließt, wenn man die Rinde anschneidet. Das Harz trocknet dann in kleinen tränenförmigen Tröpfchen und kann dann vom Stamm abgekratzt werden. Dann kann es verräuchert werden oder es wird verwendet um daraus das jeweilige ätherische Öl herzustellen.
Weihrauch und Myrrhe sind beide essbar und werden oft als Kaugummi gekaut. Sie geben beim verräuchern einen wundervollen Duft ab, Weihrauch einen eher süßlich-zitrusartigen Duft und Myrrhe einen eher kiefernartigeren, waldigeren Duft. Da es mehrere Bäume der Arten Boswellia und Commiphora gibt, stehen verschiedene Sorten mit leicht unterschiedlichen Eigenschaften zur Verfügung. Die Bäume und Sträucher sind auf der arabischen Halbinsel und in Regionen Norafrikas zuhause und werden teilweise in Südchina kultiviert, da Weihrauch seit über 2500 Jahren ein Mittel der traditionellen chinesischen Medizin ist.
Weihrauch und Myrrhe sind eines der ältesten magischen Harze und wird seit über fünftausend Jahren in Afrika und Arabien gehandelt. Es wird angenommen, dass schon die Babylonier und Assyrer die Harze für rituelle Zeremonien verbrannten. Im alten Testament wird Myrrhe als eine Zutat im “Öl der heiligen Salbe” genannt, im Buch Esther als Substanz zur Reinigung von Frauen und in Salomons Hohelied als sehr sinnliches Parfum. In der hebräischen Bibel sind Weihrauch und Myrrhe Bestandteile des heiligen Weihrauchs Ketoret der in antiken Tempelritualen in Jerusalem verwendet wurde.
Als das Christentum sich verbreitete fielen die beiden Harze durch ihre Verbindung mit heidnischen Ritualen zuerst in Ungnade und wurden sogar ausdrücklich verboten – dann kam das Olibanum (abgeleitet aus dem arabischen Wort “al-lubān”, wie der Weihrauch auch genannt wird) mit den Kreuzrittern erneut nach Europa und wurde dann schnell ein fester Bestandteil vieler christlicher, vor allem katholischer und orthodoxer, Zeremonien.
Heilende Wirkungen von Weihrauch und Myrrhe
Früher wurden Weihrauch und Myrrhe als heilende Substanzen für alles angesehen, von Zahnschmerzen bis Lepra, als Allheilmittel sozusagen. Laut History.com gibt es archäologische Nachweise dafür, dass Weihrauch und Myrrhe als Medizin eingesetzt wurden.
Die Ägypter kauften den Phöniziern ganze Schiffsladungen ab und verwendeten es in Parfums, medizinischen Salben für Wunden und zum Einbalsamieren ihrer Toten. Myrrhe als Öl diente als verjüngende Gesichtskur während verkohlter gemahlener Weihrauch als Eyeliner verwendet wurde (das muss ich unbedingt beides mal ausprobieren 😆).
Auch die alten Griechen und Römer verwendeten Weihrauch und Myrrhe als Weihrauch bei der Einäscherung und bei einer Vielzahl von Krankheiten, da die Harze antiseptische und entzündungshemmende Eigenschaften haben. Sie wurden für alles Mögliche verschrieben, von chronischem Husten über Hämorrhoiden bis Mundgeruch. Besonders Hippokrates schreibt über die Myrrhe häufiger als über alle anderen Heilpflanzen. Nach alten Schriften von Plinius dem Älteren aus dem 1. Jhd n. Chr. geht hervor, dass der teure getrocknete Saft die Südaraber zu den reichsten Menschen der Erde gemacht hätte.
Die moderne Medizin verdrängte den Einsatz von Weihrauch und Myrrhe fast vollständig, nur einige Heilpraktiker, die traditionelle chinesische Medizin, das Ayurveda (dort bekannt als Dhoop) und die Aromatherapie nutzten noch die heilenden Eigenschaften der Harze. Heute nutzen Forscher dieses jahrtausendealte Wissen wieder um neue Medikamente und Behandlungsmethoden zu entwickeln. In klinischen Studien der letzten 20 Jahre haben Weihrauch und Myrrhe vielversprechende Hilfe bei Schmerzen, zur Senkung des Cholesterinspiegels und zur Behandlung von einigen Krebsarten, Colitis Ulcerosa, Morbus Crohn, Angstzustände und Asthma gezeigt.
Natürliche Zahnpaste und Mundwasser enthalten häufig Myrrhe, da diese gut für Zähne und Zahnfleisch ist. In der östlichen Medizin wird Myrrhe für seine restaurativen Eigenschaften eingesetzt, der Duft soll den Geist und die Seele stärken und Störungen des Nervensystems lindern. Als ätherisches Öl wird Myrrhe zur Heilung von Husten und Erkältungen, Schlaflosigkeit, Schmerzen und zur Stimulierung des Immunsystems eingesetzt.
In Kombination mit einem Trägeröl wie Mandelöl, Olivenöl oder Jojobaöl kann das ätherische Öl der Myrrhe direkt auf den Körper aufgetragen werden oder mit Wasser vermischt in einer Aromaöl-Lampe verwendet werden.
Das Aroma von Weihrauch kann dazu beitragen, Angstzustände und Depressionen zu regulieren. Spannenderweise ist überliefert, dass Gefangene in der Antike einen Trank aus Wein und Weihrauch erhielten um ihre Sinne vor der Hinrichtung zu betäuben und ihnen die Angst zu nehmen.
** Achtung: Bitte nicht ohne medizinisches Fachpersonal intern verwenden, da ätherische Öle als Essenzen häufig toxisch wirken können und ätzend auf Haut und Schleimhäute wirken – daher auch auf der Haut immer nur vermischt mit einem Trägeröl verwenden!!! **
Weihrauch in der Magie
In der modernen Magie wird Weihrauch als reinigendes Räucherwerk verwendet um einen heiligen Raum von vorhandenen (negativen) Energien zu reinigen oder als ätherisches Öl verwendet um einen zu reinigenden Bereich zu salben. Die Schwingungsenergien von Weihrauch sollen besonders stark sein, deshalb mischt man ihn auch häufig mit anderen Kräutern um deren Wirkung zu verstärken. Viele Hexen berichten, dass Weihrauch bei der Meditation helfe, um das dritte Auge zu öffnen und bei der Energiearbeit unterstütze. Einige Glaubensrichtungen verbindet Weihrauch mit Glück in geschäftlichen Angelegenheiten und tragen Weihrauch bei Geschäftstreffen oder Interviews in der Tasche.
Kate Morgenstern von Sacred Earth sagt, seit der Antike wird der Duft von Weihrauch als Parfüm verwendet. Das Wort Parfüm leitet sich vom lateinischen “par fumer” (= durch den “Weih-“Rauch) ab, ein direkter Hinweis auf den Ursprung des parfümierens. Parfümieren bedeutete etwas zu räuchern, um einen angenehmen Duft zu verleihen und z.B. Dinge wie Kleidung, Wasserkrüge, etc. damit auch zu reinigen, da Weihrauch auch antibakteriell wirkte.
Myrrhe hat zahlreiche Anwendungen in der Magie, häufig in Verbindung mit Weihrauch und/oder Sandelholz. Gerade für die energetische Reinigung oder auch zum Bannen, zum Brechen von Flüchen oder Verhexungen und zum Schutz vor magischen, energetischen oder psychischen Angriffen. Gemischt mit Weihrauch wird Myrrhe auch häufig für die Weihe von rituellen Gegenständen verwendet. Ich selbst benutze Myrrhe als Opfergabe an die Göttin Isis, wenn ich ihre Hilfe erbitte.
Weihrauch und Myrrhe helfen unglaublich gut bei der Vorbereitung auf eine Meditation oder ein Ritual, da der Geruch stark beruhigend wirkt. Daher kann man Myrrhe auch gut in einem Schlafkissen für einen ruhigen und entspannten Schlaf verwenden.
Schlussendlich verwende ich Myrrhe als Räuchermischung für die Räucherwerke der Göttin und zu Litha und Beltane.
Verwendest du Weihrauch und Myrrhe in deinen Räucherungen, deiner Praktik, deinem Leben? Oder magst du den Duft vielleicht gar nicht, weil er dich an die Kirche erinnert? Ich bin gespannt auf deine Kommentare!
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